Julia Mikhaylova (23), Studentin (Siegen)
“Das kann Frau!“
Meine Serie in wenigen Worten
Meine Serie beschäftigt sich mit der Rolle der Frau im Handwerk und stellt zwei verschiedene Perspektiven gegenüber. Die ersten drei Bilder beschäftigen sich mit meiner Sicht der Dinge. Ich studiere Kunst und das Handwerk ist ein großer Teil unserer künstlerischen Arbeit. Bei uns an der Uni ist egal, ob weiblich oder männlich, ob dick, ob dünn, ob schwul, ob lesbisch, ob alt oder jung, ob arm oder reich.
Es geht ums Schaffen unabhängig von der Person, die schafft. Die letzten drei Bilder spielen mit Klischees und eventuellen Erwartungshaltungen. Eine Frau könne keine Mutter von einer Schraube unterscheiden. Sie kümmere sich letztendlich eh nur darum, wie sie aussieht. Die Frau soll das tun, was sie am Ende des Tages am besten könne: putzen. Die Szenarien werden absichtlich bildnerisch ins Lächerliche gezogen und absurd dargestellt.
Was bedeutet für dich Diversität und warum ist sie wichtig?
Diversität bedeutet für mich Vielfalt und Repräsentation. Unterschiedlichkeit ist wichtig, um Stigmatisierung entgegen zu wirken und Vorbilder für zukünftige Generationen zu schaffen. Mir ist das Thema besonders wichtig, da ich in Vergangenheit, oft das Gefühl hatte, dass eine Frau im Handwerk immer die Ausnahme war und nicht die Regel und immer weniger könne als ein Mann. Irgendwann verhält man sich der entsprechenden Erwartungshaltung und begegnet dem Handwerk im schlimmsten Fall mit Angst.
Im Studium habe ich das Handwerk ganz anders kennengelernt. Es geht gar nicht darum wer es macht, das ist total irrelevant, sondern es geht ums Kreieren. Es ist das Normalste der Welt, dass eine Frau eine Kreissäge bedient. Es hat mir ein Stück weit die Angst genommen, mich mit dem Handwerk auseinanderzusetzen und eventuelle Fehler vermeiden zu wollen und als schwächer oder inkompetenter wahrgenommen zu werden.
Wie zeigt deine Serie/ dein Bild Diversität im Handwerk?
In meiner Serie repräsentiert eine Frau „Diversität“. Es wurde absichtlich darauf geachtet, diese nicht vermeintlich „perfekt“ darzustellen: Eine Falte am Bauch oder am Po, das ist normal und menschlich.
Die Frau befindet sich in einer Holzwerkstatt und misst das Holz aus und bedient die Kreissäge, an der man üblicherweise einen Mann vermuten würde. Der zweite Teil der Serie zeigt, wie Diversität auch ins Lächerliche gezogen werden kann. Die Serie soll kritisch eventuell internalisierte Rollenbilder hinterfragen.
Warum nimmst du an dem Wettbewerb teil?
Ich nehme am Wettbewerb teil, da mich das Thema schon immer persönlich beschäftigt hat. Vor meinem Studium habe ich eine Ausbildung zur Fotografin gemacht und habe da fehlende Diversität erfahren und manchmal das Gefühl gehabt als schwächer wahrgenommen zu werden.