Wetter. Der Seifriz-Preis würdigt einzigartige Kooperationen zwischen Handwerk und Wissenschaft. Steinmetz- und Steinbildhauermeister Timothy C. Vincent hat die Jury des Preises in diesem Jahr mit einem Nachhaltigkeits-Managementsystem überzeugt. Dafür erhielt er nun gemeinsam mit Dr. Christian Geßner, Leiter des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten Herdecke, den Sonderpreis im Bereich „Nachhaltiges Wirtschaften“. Zur Ehrung besuchten HWK-Präsident Berthold Schröder und weitere Vertreter des Handwerks den Unternehmer in seinem Betrieb.
Seit sich Steinmetz- und Steinbildhauermeister Timothy C. Vincent 2003 selbstständig gemacht hat, beschäftigt ihn das Thema Nachhaltigkeit. „Für mich war es wichtig, meine Lieferketten zu organisieren. Bevor ich also Material aus dem Ausland bestelle, das einen großen CO2-Fußabdruck hat oder auf dem Weg womöglich Menschenrechte verletzt werden, arbeite ich lieber mit regionalem Gestein.“ Aus einem Steinbruch, nur ein paar Kilometer entfernt, bezieht er beispielsweise Ruhrsandstein oder recycelt alte Grabsteine. Doch wie können dieser oder weitere Nachhaltigkeitsaspekte gefördert und für Kunden sichtbar gemacht werden? Dazu kontaktierte Vincent das Zentrum für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) der Universität Witten Herdecke. Dr. Christian Geßner, Leiter des ZNU, erklärt: „Unsere Aufgabe ist es, das Thema Nachhaltigkeit greifbarer zu machen und auch großen und kleinen Betrieben aller Branchen eine Möglichkeit zu bieten, nachhaltiger zu werden.“
Das Ergebnis der Zusammenarbeit: Der ZNU-Standard „Nachhaltiges Wirtschaften“, das sich durch ein ganzheitliches Managementsystem auszeichnet. Das kann von unabhängigen Zertifizierungsstellen bestätigt werden. Nachhaltigkeit wird damit neu in alle Prozesse integriert. „Das Nachhaltigkeits-Managementsystem macht die Stärken und Schwächen eines Betriebs sichtbar. Dieses Wissen kann dann bei einer Entscheidungsfindung oder beim Setzen betrieblicher Ziele hilfreich sein, um auch später am Markt bestehen zu können“, so Vincent.
HWK-Präsident Berthold Schröder lobte das Projekt bei der Preisübergabe. „Nachhaltiges Denken und Handeln hat im Handwerk schon immer einen festen Platz. Es gibt viele Handwerkerinnen und Handwerker, die wirksame Lösungen in ihren Unternehmen umgesetzt haben und ressourcenschonend arbeiten. Nachhaltigkeit wird künftig auch als Maßstab von Kunden angesetzt.“ Wer sich hier an festgelegten Standards messen lasse, könne sich glaubwürdig als nachhaltiges Unternehmen positionieren. „Darum ist das Nachhaltigkeits-Managementsystem ein wichtiger Beitrag, Betriebe dabei zu unterstützen, dem eigenen Anspruch gerecht zu werden und dies nach außen sichtbar zu machen.“
Nachhaltigkeit bestehe jedoch nicht nur aus dem Thema Klimaschutz, betont Geßner. „Die anderen Dimensionen sind auch wichtig. Beispielsweise soziale Bereiche wie Menschenrechte oder die Gebiete Verpackung und Plastikmüll sowie gerechte Wertschöpfungen.“
Bei der Verleihung des Seifriz-Preises war auch Wolfgang Diebke, HWK-Beauftragter für Innovation und Technologie (BIT) dabei. Er ist im engen Kontakt mit den Mitgliedsbetrieben und Hochschulen, wenn es um die Entwicklung neuer Ideen geht.
Hintergrund: Der Wettbewerb zum Seifriz-Preis wird seit über 30 Jahren als bundesweiter Wettbewerb für Wissenstransfer unter der Federführung des Baden-Württembergischen Handwerkstags veranstaltet. Benannt ist er nach dem Politiker Adalbert Seifriz, der die Wirtschaftspolitik des Landes in der Nachkriegszeit wesentlich prägte.