Fünf Fragen an Helena Hahn, Auszubildende im Hagener Friseursalon Haargenau Catwalk. Im November 2019 hat die 20-Jährige ein Praktikum in Istanbuler Friseurfilialen absolviert.

„Mein Auslandspraktikum war aufregend, lehrreich, wunderschön.“

Helena Hahn zum Istanbuler Auslandsaufenthalt
© privat

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Auslandspraktikum zu absolvieren?

Auf die Idee ein Auslandspraktikum zu machen ist mein Arbeitskollege gekommen. Er hat einige Kontakte nach Istanbul und war der Ansicht, dass ich das Potential und die Kompetenz besitze, allein dort ein Praktikum machen zu können. Und so kam das Auslandspraktikum zu Stande.

Welche Unterstützungsleistungen haben Sie durch die HWK Dortmund erhalten?

Die Handwerkskammer hat die Idee schnell genehmigt und ich wurde von ihr fürsorglich betreut! Nicht nur fachmännisch, auch während meines Aufenthaltes konnte ich auf ihre Unterstützung zählen. Das Geld, das ich durch das Erasmus+-Stipendium bekommen habe, hat perfekt für den Aufenthalt gereicht. Ohne diese Zugabe wäre das Praktikum nicht möglich gewesen.

Welche Erfahrungen haben Sie persönlich uns beruflich gesammelt? Gab es Highlights?

Ich habe in diesen zwei Wochen wahnsinnig viel gelernt. Nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Völlig allein in einer Großstadt in einem fremden Land, das war auch für mich das erste Mal! Es war wirklich aufregend. Ich habe direkt im Zentrum von Beşiktaş in einer WG mit zwei superlieben Studenten gewohnt. Sie haben mich wirklich außerordentlich nett aufgenommen, so dass ich mich direkt wohl gefühlt habe. Can ist der Neffe eines Chefs des letzten Salons, in dem ich war. Durch ihn ist mein Arbeitskollege auf die WG gestoßen.

Princess Time - Helena Hahn
© privat

Im ersten Salon habe ich vier Tage gearbeitet. Das Team hat sich sehr intensiv um mich gekümmert und mir einiges beigebracht. In diesem Salon habe ich am meisten gelernt! Das Arbeiten in Friseursalons in Istanbul ist doch nochmal anders als hier. Für jede Tätigkeit ist jemand anderes zuständig. Eine Person für den Service und den Tee, eine Person für das Waschen, die Maniküre, die Pediküre, das Make up, die Rezeption. Sobald eine Kundin hereinkam und sich setzte, kamen vier Mitarbeiter und machten die Füße, die Hände, die Haare und das Make up gleichzeitig! Innerhalb von einer Stunde war die Kundin dann top gestylt wieder draußen. 

Die Zeit dort habe ich sehr genossen. Ich bin mit einer Fähre zur Arbeit gefahren. Morgens im Hellen, mit den Möwen bei frischer Morgenluft und abends im Dunkeln mit den Lichtern Istanbuls und der Abendluft – das war wirklich der Wahnsinn. Auch die Infrastruktur in Istanbul ist anders. Es gibt eine Karte, die Istanbul Card, die man aufladen und dann damit mit allen Verkehrsmitteln fahren kann. Super einfach. 

Die Jungs und ihre Freunde haben mich alle sehr lieb aufgenommen. Wie sind an einem Samstag zusammen rausgegangen und haben das Nachtleben unsicher gemacht. Das Nachtleben von Istanbul ist ganz anders, als ich es erwartet habe! Viel offener und freier, als man es vielleicht von der Türkei erwarten würde. Das hat dann die allgemeinen Vorurteile endgültig vom Tisch geräumt.

Das war im Allgemeinen eine Lehre, die ich aus diesen zwei Wochen mitgenommen habe. Ich habe mich mit vielen Kunden und Bekannten, ja sogar meinem Sitznachbarn im Flugzeug darüber unterhalten, wie es so in Istanbul zu geht. Dass ich keine zu kurzen Röcke tragen sollte zum Beispiel. Dass Zuneigung in der Öffentlichkeit zu zeigen tabu ist. Dass ich auf meine Tasche aufpassen soll und so weiter und sofort. All diese Vorurteile haben sich in diesen zwei Wochen nicht einmal bestätigt.

Das erste, was ich gesehen habe, als ich am Flughafen ankam, war ein Pärchen, das sich liebevoll geküsst hat und eine Frau im Minirock! Und als wir abends draußen waren, liefen wir mehrere Transgender über den Weg. Und nicht einmal hatte ich das Gefühl, meine Tasche besonders sichern zu müssen. 

Also alles in allem war das eine wirklich tolle Zeit, in der ich viel im Friseurhandwerk und für mein privates Leben gelernt habe.

Würden Sie anderen jungen Menschen empfehlen, das Abenteuer Auslandspraktikum zu wagen?

Ich würde jedem jungen Menschen, der mutig, offen für Neues, für Abenteuer und neue menschliche Erfahrungen ist, so eine Art von Praktikum empfehlen. Es ist eine Weiterentwicklung und Erfahrung, die man ohne dieses „ins kalte Wasser springen“ nicht erleben kann. 

Können Sie abschließend Ihr Auslandspraktikum in einem Satz beschreiben?

Mein Auslandspraktikum war aufregend, lehrreich, wunderschön, eine Weiterentwicklung meiner selbst, eine Erfahrung fürs Leben und eine Bewusstseinserweiterung für die Arbeitsweisen anderer Kulturen. 

… und was sagt Helena Hahns Ausbilder, Friseurmeister Karsten Groll?

Der Auslandsaufenthalt war in jeder Hinsicht ein Gewinn: Er hat die Persönlichkeit unserer Auszubildenden erweitert, die fachliche Ausbildung bereichert und unsere Arbeitgebermarke gestärkt!