DROHNEN & MULTIKOPTER

Lohnender Perspektivwechsel

Drohnen haben irrtümlicherweise den Ruf, ein teures Luxus-Männerspielzeug ohne besonderen Nutzen zu sein. Doch die fliegenden Objekte finden immer mehr Zugang in unseren Alltag und auch ins Handwerk. Die Digitalisierung zeigt neue effiziente Arbeitswege auf und bringt innovative Hilfsmittel in die Branche. Die Multikopter sind ein Vorzeigebeispiel dieser Entwicklung.

WAS SIND DROHNEN UND MULTIKOPTER?

Unter dem Oberbegriff „Drohnen“ werden sämtliche unbemannte Fluggeräte zusammengefasst, die mittels Fernbedienung gesteuert werden. Bis vor wenigen Jahren war der Begriff eng mit militärischen Einsätzen verbunden und daher negativ besetzt gewesen. Doch mehr und mehr werden Drohnen im Alltag präsent – nicht zuletzt kommen sie auch vermehrt im Handwerk zum Einsatz.

Ein Großteil der eingesetzten Drohnen im Alltag sind Multikopter, die meist aus vier Rotoren oder mehr bestehen und eine vergleichbare Technik wie Hubschrauber aufweisen. Für die meisten Modelle gibt es Fernbedienungen. Alternativ bieten viele Hersteller außerdem die Steuerung per App an, sodass sich der Multikopter per Tablet oder Smartphone lenken lässt.

VIELSEITIGE EINSETZBARKEIT: PRAXISBEISPIEL AUS DEM HANDWERK

Die unbemannten Luftfahrtsysteme werden nicht mehr allein von Hobbypiloten oder Fotografen verwendet, um schöne und spektakuläre Aufnahmen von oben zu machen. Die Polizei nutzt die Multikopter bei Großveranstaltungen, für die Verkehrsüberwachung oder vereinzelt auch bei Verfolgungsjagden.

Nutzung mit den Anwendungsbereichen:
– Luftaufnahmen: Fotografie & Video
– Technische Kontrolle: Inspektionsflüge Hochspannungsmasten, Gebäude & Solaranlagen
– Vermessungstechnik in 2D und 3D
– Berechnung von Flächen und Winkeln: Dachvermessung
– Forst- & Landwirtschaft & Jagd: große Gebiete einsehen
– Erkundung & Forschung: Wandelprozesse dokumentieren
– Tierschutz & Naturschutz: Beobachtungsprozesse
– Polizei & Feuerwehr: Situationsanalyse

Der Feuerwehr helfen die Drohnen mit eingebauten Wärmebildkameras bei der Analyse der Brände, Lokalisierung von gefährdeten Personen sowie bei der Gefahreneinschätzung bei einem Großbrand. Durch die Perspektive von oben können Rettungskräfte so die richtigen Einsatzstrategien effektiv und situationsabhängig entwickeln.

Doch auch immer mehr Handwerksbetriebe aus unterschiedlichen Gewerken nutzen die Vorzüge der Drohnentechnologie. Bei Schornsteinfegern, Malern und Lackierern, Glasern, Dachdeckern und auf Baustellen sind diese Fluggeräte schon im Einsatz.

Detailgenaue Aufnahmen von Dächern, Kirchtürmen, Windkrafträdern, Fassaden, Hochspannungsleitungen, Photovoltaikanlagen oder Brücken können so schnell und unkompliziert gemacht werden. Die Drohne kann auch schwer erreichbare Stellen sichtbar machen. Die Bilder oder Videoaufnahmen können dann live vor Ort oder am Computer ausgewertet werden.

VORTEILSBRINGENDES „SPIELZEUG“

Auf Baustellen werden Drohnen genutzt, um die Baufortschritte zu überwachen, den Einsatz von Maschinen und Material zu dokumentieren und bei der Planung sowie der Endkontrolle wichtige Aufgaben zu übernehmen.

Mit den Aufnahmen aus der Luft kann dann eine Software ein dreidimensionales Bild errechnen, die dann mit den digitalen Bauplänen der Architekten abgeglichen werden können. Auf diese Weise wird sofort sichtbar, ob die einzelnen Bereiche der Baustelle im Zeitplan sind.

Vorteile einer Drohne im Überblick:
• Erhöhte Arbeitssicherheit: Keine Mitarbeiter in luftiger Höhe
• Zeitersparnis: Aufbau von Leitern oder Hubsteigern entfällt
• Möglichkeiten: problemloses Arbeiten in größeren Höhen – z. B. Kirchendächer
• Effizienz: einfacher Zugang zu Dächern & undurchsichtigen Stellen
• Überzeugende Argumente: Auftraggeber kann der Inspektion einfacher folgen und die Problemstellen auf dem Dach selbst sehen
• Kapazitätsplanung: nachhaltige Verbesserung bei niedrigen Investitionskosten und geringem Schulungsaufwand
• Kostenersparnis: Keine Zusatzkosten für weitere Geräte – z. B. Hubsteiger

Dachdecker haben die Vorzüge der Drohnentechnologie erkannt, die eine sinnvolle Ergänzung und Arbeitserleichterung zugleich darstellt. Laut einer Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) benutzt bereits jeder fünfte Dachdeckerbetrieb eine Drohne, Tendenz steigend.

Ein zentraler Bestandteil der alltäglichen Dachdeckerarbeiten besteht aus der Inspektion und Schadensanalyse von Dächern und Dachrinnen. Hier kommen die unbemannten Flugfahrzeuge verstärkt zum Einsatz. Mit ihrer Hilfe lassen sich lose Ziegel, verstopfte Dachrinnen und weitere kleine Probleme frühzeitig erkennen und kostengünstig beheben.

DROHNEN FÖRDERN ARBEITSSICHERHEIT

Ein Faktor, der besonders in Gewicht fällt, ist, dass Drohnen zur Erhöhung der Arbeitssicherheit beitragen. Zusätzliche Hilfsmittel wie Leiter, Hubwagen oder Gerüst fallen weg, was wiederum Kosten einspart und der Sicherheit der Mitarbeiter zu Gute kommt, die sich nicht mehr gefährlichen Situationen aussetzen müssen.

Durch die Drohnen bleiben Handwerker sicher am Boden, wodurch Arbeitsunfälle minimiert werden. Laut einer DGUV-Studie (2016) sterben jährlich acht Dachdecker und über 10.000 Unfälle bei der Arbeit mit Leitern passieren. Als Folge der Unfälle sind die Arbeiter länger als 3 Monate außer Gefecht gesetzt.

EFFIZIENTES ÜBERZEUGUNGSWERKZEUG

Aus Sicht der Unternehmer ist ein Dach-Check per Drohne schnell, detailliert und unkompliziert. Mit Hilfe des technischen Hilfsmittels können Kunden die Inspektion mitverfolgen und mögliche Schäden können in Echtzeit gezeigt werden. Ein echter Mehrwert für beide Seiten.

„Man braucht kein Gerüst, weniger Zeit und Personal. Das spart Geld. Ein Bild sagt oft mehr als tausend Worte. So mancher Bauherr lässt sich so leichter zur Beauftragung fachlich sinnvoller Arbeiten bewegen“.

Wolfgang Diebke, Beauftragter für Innovation und Technologie bei der HWK Dortmund.

Durch die Analyse und die Auswertung der Aufnahmen ist das vorgelegte Angebot für den Kunden nachvollziehbar und so erhält dieser einen genaueren Kostenvoranschlag. Dadurch sinkt die Hemmschwelle bei Hausbesitzern, die wichtige regelmäßige Dachinspektion durchführen zu lassen. Betriebe, die die innovative Drohnentechnik bereits nutzen, berichten von durchweg positiven Erfahrungen.

WELCHE RECHTLICHEN REGELN MÜSSEN HANDWERKER BEIM DROHNENEINSATZ BEACHTEN?

Eine Hürde beim Einsatz von Drohnen ist die Reglementierung. Es gibt einige Punkte, die eingehalten werden müssen, ansonsten drohen schnell Strafen bis 50.000 €. Grundsätzlich gilt: Je größer die Drohne, desto mehr Vorschriften. Je nach Gewicht der Drohne haben Besitzer unterschiedliche Pflichten. In fast jedem Fall besteht eine Kennzeichnungspflicht für Multikopter. Besitzer müssen auf der Drohne eine Plakette mit ihrem Namen und der Adresse anbringen.

Ab einem Gewicht von mehr als 2 Kilogramm ist ein Kenntnisnachweis – sogenannter „Drohnenführerschein“ – erforderlich. An zahlreichen Orten ist der Drohnenflug verboten. Dazu gehören unter anderem Industrieanlagen, Naturschutzgebiete, Menschenansammlungen, Einsatzorte von Polizei und Rettungskräften sowie Bundes- und Landesbehörden. Hier ein Überblick über die wichtigsten Punkte.

  • Haftpflichtversicherung: Vor dem ersten Start sollten sie unbedingt eine entsprechende Haftpflichtversicherung abschließen. Das ist Pflicht.
  • Erlaubnis: Drohnen mit einem Gewicht unter fünf Kilogramm dürfen ohne behördliche Erlaubnis geflogen werden.
  • Flugverbotszonen: Fliegen Sie nie in Flugverbotszonen – z. B. im Umfeld eines Flughafens, Hubschrauberlandeplatzes oder Wohnungsgrundstückes
  • Fotos mit Drohnen: Respektieren Sie die Privatsphäre Ihrer Mitmenschen und fotografieren Sie diese nur mit deren Einverständnis.
  • Flughöhe: Es ist verboten, eine Drohne höher als 100 Meter fliegen zu lassen. Eine Ausnahme gilt auf Modellflugplätzen.
  • Sichtweite: Drohnen bis fünf Kilogramm dürfen grundsätzlich nur auf Sichtweite gesteuert werden.

Ohne diese Bescheinigung sind gewerbliche Drohnenflüge nicht gestattet. Die entsprechende Bescheinigung erhalten Handwerker, wenn sie eine Prüfung bei einer Stelle ablegen, die vom Luftfahrtbundesamt anerkannt ist. Zudem muss eine Aufstiegserlaubnis beim zuständigen Regierungsbezirk eingeholt werden. In Nordrhein-Westfalen sind die Bezirksregierungen Düsseldorf und Münster zuständig. Diese wird für zwei Jahre erteilt und gilt dann für das gesamte Bundesland.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) weist zudem darauf hin, dass es noch eine andere Möglichkeit gibt: So kann die zuständige Landesluftfahrtbehörde eine Ausnahme vom Betriebsverbot zulassen. Die Erlaubnis gelte laut Luftverkehrs-Ordnung dann bis zu zwei Jahre. Das BMVI sieht in solch einer Allgemeinerlaubnis durch die Landesluftfahrtbehörde Vorteile. Denn dabei käme auf Handwerksbetriebe weniger bürokratischer Aufwand in Form einer Zustimmung jeder einzelnen Mietpartei des überflogenen Objekts zu.

SOLL ICH EINE ANDERE FIRMA BEAUFTRAGEN?

Am Ende des Tages muss jeder Unternehmer für sich entscheiden, ob er sein Personal schult und damit die Multikopter selber fliegt oder diesen Arbeitsschritt an eine andere Firma übergibt. Bleibt der Drohnenflug im eigenen Betrieb, muss in entsprechende Drohnen und die Weiterbildung der Mitarbeiter investiert und die rechtlichen Voraussetzungen geprüft und eingehalten werden. Während der Kauf einer Drohne für die meisten Unternehmen derzeit nur bedingt erschwinglich ist, bieten vornehmlich Start-Up-Unternehmen den Verleih von Drohnen als Dienstleistung. Das spricht vor allem KMUs an, die so Geschäftsmodelle testen, ohne große Investitionen zu tätigen.

Natürlich kann diese Tätigkeit auch ausgegliedert werden. Der Unternehmer kann einen der von deutschlandweit 300 verifizierten Drohnenpiloten beauftragen, die entsprechenden Vermessungen oder Aufnahmen aus der Vogelperspektive zu machen. Als Ergebnis erhält man einen detaillierten Bericht und alle erhobenen Daten für die Weiterverarbeitung.

DIE ZUKUNFT LIEGT IN DER LUFT

Drohnen sind sehr effektive Arbeitskräfte, gerade um die betrieblichen Abläufe zu verbessern und letztlich auch Kosten zu sparen. Zudem ändert sich das Berufsbild durch den Einsatz der neuen technischen Hilfsmittel. Dadurch werden Handwerksbetriebe für junge Leute attraktiver. Durch die Digitalisierung erfahren alte traditionelle Berufe einen Wandel, wodurch es zu einer Modernisierung ganzer Berufsbilder kommt.

Experten sehen viel Potenzial in der Drohnentechnologie und ihren Möglichkeiten. Fast 500.000 Drohnen fliegen nach dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft in Deutschland derzeit durch die Luft. Die Prognosen zeigen, dass die Zahl durch die fortschreitende Digitalisierung im Handwerk weiter steigen wird. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen. In Zukunft wird der Fokus auf Drohnen mit integriertem Kalkulationsprogramm und Angebotserstellung gelegt. Zudem wird auf Apps zur Gefährdungsanalyse und Zeiterfassung zurückgegriffen.

Ihr Ansprechpartner

Wolfgang Diebke

Wolfgang Diebke

Diplom-Wirtschaftsingenieur
Ardeystraße 93
44139 Dortmund

Tel. +49 231 5493-409
Fax +49 231 5493-95409

wolfgang.diebke@hwk-do.de