Nachhaltigkeit ist mehr, als nur Klimaziele zu verfolgen. Auch soziales und ressourcenschonendes Handeln gehören dazu. Genau das wird beim Besuch der Bauhütte Knepper GmbH im Stadtteil Dortmund-Mengende deutlich. Maurermeister Wilfried Knepper (61) hat dort in einem kleinen Ladenlokal sein Büro. Auf dem Weg dorthin läuft man an einigen Fachwerkhäusern vorbei, die sich mal in besserem, mal in schlechterem Zustand befinden. Auf die ökologische Renovierung und Restauration dieser alten Gebäude hat sich der Betrieb vor fast zwei Jahrzehnten spezialisiert. Die Nachfrage steigt.
Naturprodukte für besseres Raumklima
Der Betrieb des Maurermeisters hat eine Zulassung für Zimmererarbeiten im Bereich der Baudenkmalpflege. Für das denkmalgerechte Restaurieren der Fachwerkhäuser verwendet Knepper ausschließlich Naturmaterialien wie Lehm, Kalk und Holz, keine Metalle. „Die Nachfrage nach Lehmbauprodukten ist größer geworden. Als wir Mitte der 90er Jahre angefangen haben, gab es vielleicht zwei bis drei Unternehmen in Deutschland, die das angeboten haben. Es galt eher als ‚Öko‘-Nische“, erzählt er. Das Material hat viele Vorteile: „Lehm bietet ein gutes Raumklima. Es ist für Allergiker besonders verträglich, weil das Produkt sehr gut Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben kann, die Luftfeuchtigkeit des Raums schwankt deshalb kaum. Der alte Baustoff kann aufbereiten und wiederverwendet werden.“ Die ökologische Restaurierung sei zwar arbeitsintensiv, da mit klassischen Verbindungen gearbeitet würde. Doch die Nachhaltigkeit der Produkte sei ihm wichtig. Im Vergleich zur konventionellen Bauweise würden gerade einmal zehn bis 20 Prozent mehr Kosten entstehen.
Von den aktuellen Preissteigerungen und Lieferengpässen ist leider auch die Bauhütte Knepper GmbH betroffen. Viele Produkte kommen jedoch aus der Nähe, werden nicht als Massenware aus dem Ausland importiert. Der 61-Jährige erklärt: „Die Lehmbauprodukte kommen aus Viersen oder Lemgo, die Eiche kommt von unserem Händler aus Hamm. Die Holzpreise sind natürlich in den letzten Monaten hochgeschossen. Und die Lieferzeit von Backstein hat sich auf bis zu 14 Wochen verlängert.“
Starkes Engagement
In den vergangenen Jahren hat Knepper sich immer wieder im Handwerk engagiert. Ob als Fachlehrer an der Akademie des Handwerks Schloss Raesfeld, Stv. Prüfungsmitglied und als von der Handwerkskammer (HWK) Dortmund bestellter und vereidigter Sachverständiger im Maurer- und Betonbauer-Handwerk (Lehmbau). „Meine Motivation ist die Freude am Beruf. Das Know-how, das wir gesammelt haben, gebe ich gerne an Kollegen weiter, damit es auch erhalten bleibt.“
Sein Mitarbeiter und Zimmerer Horst „Hotte“ Kahnert teilt diese Leidenschaft für den Handwerksberuf. Mit 69 Jahren kümmert er sich inzwischen lieber um seinen Garten und sein Bienenvolk. „Nach seinem Renteneintritt mit 65 Jahren haben wir ihn immer noch gerne bei Projekten angerufen, weil er nach über 50 Jahren im Beruf über große Erfahrung verfügt. Und wir wissen, dass ‚Hotte‘ glücklich ist, wenn er Sägespäne im Bart hat“, so der Geschäftsführer. Mit 14 Jahren hat Kahnert seine Ausbildung als Zimmerer begonnen. Nach der Gesellenprüfung ging es dann auch ehrenamtlich weiter. Er war im Gesellen- und Schlichtungsausschuss, Ende der 80er Jahre war er als Altgeselle bei der Zimmerer-Innung aktiv. „Ich kann am Ende meines Arbeitslebens immer noch behaupten, dass ich mit Begeisterung Zimmermann bin“, erklärt Kahnert. Motiviert habe ihn in all den Jahren die Liebe zum Holz und das tolle Gefühl, alte Gebäude zu erhalten. „Man sieht am Ende des Tages, was man geschafft hat.“ Sein Chef schwärmt: „Es ist auch einfach toll, sich seine Arbeit anschauen zu können. Wir haben beispielsweise einige Häuser in Hattingen renoviert, wir kennen dort jede Ecke und jede Macke.“
Für die Nachfolge seines Betriebs hat der 61-Jährige bereits gesorgt: Charles Karikari (43) hat 1998 seine Lehre als Geselle bei Knepper abgeschlossen, inzwischen ist er sein Geschäftspartner und soll die Bauhütte Knepper GmbH einmal übernehmen.