„Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben in der ersten Jahreshälfte viele Betriebe weiterhin vor große Herausforderungen gestellt“, sagt Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.
„Besonders stark betroffen waren Friseurbetriebe, Kosmetikstudios und einige Änderungsschneidereien, denen zum Teil die Zahlungsunfähigkeit drohte. Aber auch andere Gewerke mussten schwere Verluste hinnehmen.“ Das Baugewerbe sei verhältnismäßig gut durch die Pandemie gekommen. Allerdings hätten Materialknappheit und steigende Preise ab Mitte des Jahres der guten Auftragslage einen erheblichen Dämpfer verpasst.
„Nach der Aufhebung weitreichender Beschränkungen über den Sommer haben sich die wirtschaftlichen Perspektiven in vielen Betrieben erfreulicherweise aufgehellt.“ So hätten 91 Prozent der Betriebe bei der HWK-Herbst-Umfrage ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend eingeschätzt (Frühjahr 2021: 81 Prozent, Herbst 2020: 84 Prozent). Mit einer positiven Entwicklung im kommenden halben Jahr rechneten 90 Prozent. „Wir dürfen die Erholung der Betriebe jetzt nicht gefährden, indem erneute Lockdowns verhängt werden. Das würden viele Unternehmen nicht überstehen.“ Die Reserven der meisten Handwerker*innen seien längst aufgebraucht. Daher sei es richtig und notwendig, dass die finanziellen Unterstützungsmaßnahmen wie die Überbrückungshilfe einschließlich Neustarthilfe verlängert werden. Ebenfalls erfreulich, so der Kammer-Präsident, sei die ungebrochene Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen im Kammerbezirk. „Bei einer Sonderumfrage im Frühjahr haben zwei Drittel der befragten Betriebe angegeben, weiterhin auszubilden. Nur in jedem zehnten Betrieb sind die Ausbildungsaktivitäten wegen Corona verringert worden. Im Gegensatz dazu haben zehn Prozent der befragten Unternehmen angegeben, ihre Ausbildungsaktivitäten ausbauen zu wollen.“
Besonders herausragende Ausbildungsleistungen würdige die HWK Dortmund seit 2020 mit dem Ausbildungssiegel. Schröder: „Wir freuen uns, dass wir die Auszeichnung in diesem Jahr im Beisein von Landesarbeitsminister Karl-Josef Laumann in Präsenz überreichen konnten.“ Insgesamt 26 Handwerksunternehmen, die sich in vorbildlicher Weise für die Ausbildung junger Menschen engagieren und besonders erfolgreich sind bei der Nachwuchsgewinnung und Fachkräftebindung, wurden in diesem Jahr mit dem Siegel für Ausbildungsqualität der HWK Dortmund ausgezeichnet.
Obwohl die Betriebe im Kammerbezirk unverändert nach Nachwuchs und Personal suchen, würden sich noch immer zu wenig junge Leute für eine Ausbildung entscheiden. „Ende Oktober konnten wir gegenüber dem Vorjahr einen Zuwachs von 7,8% (+278 Verträgen) bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichnen.“ Im direkten Vergleich zu 2019 zeige sich allerdings noch immer ein Defizit von -5,7% (-232 Verträge). „Ich kann jedem jungen Menschen nur empfehlen, sich nach einer Ausbildung im Handwerk umzusehen. Die Auftragslage im Handwerk ist gut, die Handwerksbetriebe der Region suchen weiterhin intensiv nach motivierten Nachwuchskräften. Wer noch unentschlossen ist, kann über ein Praktikum ins Handwerk schnuppern. Die Berater der Handwerkskammer helfen gerne weiter und unterstützen bei der Ausbildungsplatzsuche.“
Mit Blick auf das kommende Jahr erklärt der HWK-Präsident: „Fachkräfte- und Nachwuchssicherung werden im Zentrum unserer Aktivitäten stehen. Darüber hinaus werden wir das Thema Nachhaltigkeit, zu dem wir in diesem Jahr einen ersten Aufschlag gemacht haben, intensiv verfolgen.“ Die HWK Dortmund leitet seit Jahresbeginn den Arbeitskreis „Nachhaltigkeit“ auf Landesebene. Mitte November fand in Dortmund eine Auftaktveranstaltung in Zusammenarbeit mit dem Westdeutschen Handwerkskammertag (WHKT) statt, bei dem die Nachhaltigkeitsagenda für das Handwerk in NRW vorgestellt wurde. „Das Handwerk ist ein wichtiger Treiber für nachhaltiges Wirtschaften. Wir möchten die Entwicklung unserer Betriebe und der Handwerksorganisation auf diesem Gebiet begleiten und vorantreiben. Das wird uns die nächsten Jahre beschäftigen.“