Fachkräfte- und Nachwuchssicherung im Handwerk stand am vergangenen Donnerstag im Mittelpunkt des Obermeistertags der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. Nach Corona-bedingter Pause fand die Veranstaltung erstmals wieder in Präsenz statt. Kammerpräsident Berthold Schröder lud dazu die Spitzenvertreter von Innungen und fünf Kreishandwerkerschaften aus dem Dortmunder Kammerbezirk sowie zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein.
Zu Beginn hieß der Kammerpräsident alle neugewählten Obermeister willkommen und dankte ihnen für ihr ehrenamtliches Engagement. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion diskutierte Kammerpräsident Berthold Schröder mit Matthias Heidmeier (Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen), Kerstin Feix (HWK-Vizepräsidentin) sowie Christian Sprenger (KH-Meister, Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen) darüber, wie künftig mehr Fachkräfte für das Handwerk gewonnen werden können.
„Uns fehlen nach wie vor an allen Ecken Fachkräfte und das wird sich nicht ändern, wenn wir künftig nicht mehr junge Leute für eine Ausbildung begeistern können“, so Berthold Schröder. Damit das gelinge, müsse unter anderem die Berufsorientierung an allen Schulformen intensiviert werden. Auch eine Verbesserung der Azubi-Mobilität und des Azubi-Wohnens könnten Anreize für eine Berufsausbildung setzen. Schröder begrüßte in diesem Zusammenhang auch die für Mitte 2023 angekündigte Meisterprämie des Landes NRW. „Die Prämie ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung.“
Matthias Heidmeier: „Der Fachkräftemangel ist schon spürbar und wird noch stärker werden. Um das wirtschaftlich und gesellschaftlich zu meistern, sind wir alle gefordert. Die Landesregierung nimmt ihre Verantwortung ernst und bündelt Kräfte und Ideen in der Fachkräfteoffensive. Dabei ist klar: Die berufliche Bildung ist der stärkste Hebel. Für mich gilt die Leitlinie, dass die Gleichwertigkeit zum Studium endlich auch umgesetzt wird und wir gemeinsam – Politik und Wirtschaft – die Attraktivität der beruflichen Bildung stärken. Wir werden erfolgreich sein, wenn wir an einem Strang ziehen: Die Unternehmen tragen die Verantwortung für gute Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen in den Betrieben. Die Aufgabe des Landes liegt in der gezielten Förderung, z. B. durch Programme wie Kurs auf Ausbildung, die Finanzierung bei der ÜLU und die geplante Meisterprämie. Ich bin sicher: Wir sind auf dem richtigen Weg, um NRW zum Berufsbildungsland Nummer 1 zu machen.“
Abschließend appellierte der Kammerpräsident, trotz der aktuell herausfordernden Krisensituation, für einen positiven Blick in die Zukunft. Das Handwerk sei immer schon geprägt von Solidarität, von Miteinander und Gemeinschaft. Genau diese Eigenschaften seien derzeit besonders gefragt. „Ich bin der Überzeugung, dass die deutsche Wirtschaft und das Handwerk im Besonderen stark sind. Wir haben schon viele Krisen gemeistert und werden auch diese gemeinsam überstehen.“
Für 50 Jahre ehrenamtliches Engagement im Handwerk wurde Bäckermeister Heribert Kamm aus Hagen mit dem Ehrensiegel der Handwerkskammer Dortmund ausgezeichnet. Seit 1972 hat der Obermeister zahlreiche Ehrenämter im Bäckerhandwerk bekleidet.
So war er seit 1990 als Obermeister der Bäckerinnung Hagen und seit 1993 als Mitglied im Bäckerinnungsverband Westfalen/Lippe aktiv. Im Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks bekleidete Kamm bis 2019 das Amt des Vizepräsidenten und wurde anschließend zum Ehrenmitglied ernannt. 2004 ist er zum Landesinnungsmeister in Westfalen/Lippe gewählt worden. Dieses Amt übergab er schließlich 2019 an Jürgen Hinkelmann. Derzeit ist Heribert Kamm Vizepräsident des Unternehmerverbands Handwerks NRW.