Strom, Gas, Öl: Die Energiepreise steigen unaufhörlich. Kein Ende in Sicht. Auf Unternehmen wie Privatverbraucher kommen deshalb erhebliche Mehrbelastungen zu. Diese versucht die Bundesregierung mit Entlastungspaketen abzufedern, zumindest ein Stück weit.
Für energieintensive Betriebe ist Mitte Juli vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) das Energiekostendämpfungsprogramm (EKDP) gestartet worden, im Rahmen dessen für die Monate Februar bis September 2022 Zuschüsse zu den gestiegenen Strom- und Erdgaskosten beantragt werden können. Antragsberechtigt sind Betriebe, die u.a. in der KUEBLL-Liste aufgeführt sind. Damit fällt das Gros der bundesweit mehr als eine Million Handwerksunternehmen durchs Raster. Denn: Die Liste unterscheidet zwischen Wirtschaftszweigen, die ein Risiko der Standortverlagerung haben und jenen, die ein erhebliches Risiko der Standortverlagerung aufweisen. Maßgeblich für diese Unterscheidung sind die Handels- und Stromintensität. Allein: Handwerksbetriebe sind eher selten grenzüberschreitend tätig. Während in der Liste Gewerke wie Drechsler und Holzspielzeugmacher, Korbmacher, Müller, Glasveredler, Graveure oder auch Vulkaniseure genannt werden, fehlen etwa Bäcker, Metallbauer oder Textilreiniger.
Kammer-Präsident Berthold Schröder: „Es ist gut, dass die Bundesregierung so schnell Entlastungen auf den Weg gebracht hat. Kleine und mittlere Betriebe dürfen bei der Förderung aber nicht außen vor bleiben. Wenn ab Herbst die Gasumlage kommt, werden viele Unternehmen noch dringender auf Unterstützung angewiesen sein. Die meisten Handwerkerinnen und Handwerker können die gestiegenen Kosten nicht vollumfänglich an die Kundinnen und Kunden weitergeben und tragen daher eine erhebliche Mehrbelastung, die sie auf Dauer an ihre wirtschaftlichen Grenzen bringt. Daher brauchen wir jetzt schnelle Hilfen, die sich allein an der Energiekostenbelastung orientieren und nicht nur auf Heizkosten abzielen, sondern auch die Prozesswärme in den Blick nehmen.“
Jürgen Hinkelmann, Geschäftsführer Bäckerei Grobe und Vize-Präsident des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks: „Etwa 70 Prozent der Öfen in Bäckereien werden mit Gas betrieben. Allein die Tatsache, dass bei der Antragsstellung für das Energiekostendämpfungsprogramm nur Heizenergie angerechnet wird, ist ein Ausschlusskriterium für unsere Betriebe. Geheizt wird größtenteils mit Abwärme der Öfen, die richtigen Kosten fallen bei der Produktion an. Nur wenige Betriebe haben nach zwei Jahren Corona-Pandemie die finanziellen Spielräume, um ihre energieintensiven Backöfen umzurüsten oder in Zwei- Brennstoffsysteme zu investieren, um flexibler zu bleiben. Denn bisher haben wir Bäcker noch keine Lieferzusage für die Stufe drei des Gas-Notfallplans. Wenn das Gas nicht mehr fließt, müsste ich als Unternehmer 600 Mitarbeitende in Kurzarbeit schicken.“