Kammerbezirk. Ein Schloss, hohe Berge und urige Holzhäuser gehörten für Pia Ribbrock (29 Jahre), Louis Kiwall (21) und Maurice Vogelsang (19) für mehrere Wochen zum neuen Alltag. Die drei Lehrlinge vom Malerbetrieb Wandveredler in Herdecke erhielten im Sommer die einmalige Gelegenheit, ein Auslandspraktikum in Österreich zu absolvieren. Die vielen neuen Eindrücke haben die Drei in mehreren Videos auf YouTube präsentiert.
Für drei Wochen machten sich die jungen Handwerker*innen auf den Weg in das rund 650 Kilometer entfernte Voralberg, an der Grenze zu Liechtenstein und der Schweiz. Bei FetzColor, Malermeister Hannes Hagen und der Farben Krista GmbH & Co KG konnten die Auszubildenden wertvolle Erfahrungen sammeln. „Da wir Auszubildenden uns nicht ganz so häufig auf den Baustellen treffen, war dieses Praktikum sehr gut für unsere Teambildung. Wir haben die Tage auch außerhalb der Arbeitszeit miteinander verbracht, beispielsweise beim gemeinsamen Einkaufen und Kochen und bei Ausflügen am Wochenende“, erzählt Pia. Sie habe während ihres Praktikums bei der Restaurierung eines Schlosses mithelfen und Küchenschränke mit Messing beschichten können; das habe sie in ihrem Ausbildungsbetrieb bisher noch nicht gemacht.
Bei Malermeister Micheal Fetz haben die Azubis viel zu den Themen Linienführung und Farbauswahl lernen können. Dazu gab es praktische Übungen, die nicht immer auf Anhieb gelungen sind. „Aus Fehlern lernt man!“, so das Fazit, daher auch der gleichnamige Titel des YouTube-Vlogs auf dem Kanal (Edeltalente Wandveredler) der angehenden Maler*innen. Dort haben die Lehrlinge festgehalten, was sie im Praktikum erlebt und erlernt haben.
„Rückwirkend betrachtet sind unsere Talente immer etwas reifer und erwachsener zurückgekommen. Was für sie persönlich und auch für den Betrieb ein großer Mehrwert ist“, berichtet Michael Kiwall, Malermeister sowie Betriebs- und Ausbildungsleiter der Wandveredler GmbH. Die Persönlichkeitsentwicklung seiner Nachwuchskräfte sei ein wichtiger Ausbildungsbestanteil. Und die Fähigkeit, sich selbstständig zu organisieren, sei eine Voraussetzung im Handwerk, um Projekte erfolgreich bewältigen zu können.
Kiwall ist die Förderung der Auszubildenden sehr wichtig, daher hat er schon vor einigen Jahren die betriebseigene Azubi-Akademie aufgebaut. Vor vier Jahren hat sich der Betrieb dem Voralberger Ausbildungs-Verbund „Buntstifte“ angeschlossen, die sich um eine abwechslungsreiche, respektvolle und fachgerechte Ausbildung bemüht. Über den Verbund ist auch der Kontakt zu den drei österreichischen Betrieben entstanden.
Um die finanzielle Förderung der Auslandspraktika seiner Nachwuchskräfte durch das EU-Programm Erasmus+ zu gewährleisten, nahm der Malermeister Kontakt zu Inga Meys, Mitarbeiterin im Projekt „Berufsbildung ohne Grenzen“ bei der Handwerkskammer Dortmund, auf. Sie unterstützt Betriebe bei der Planung berufsbezogener Auslandsaufenthalte, klärt entsprechende Formalitäten und beantragt passende finanzielle Fördermöglichkeiten. „Die Zusammenarbeit mit den Auszubildenden der Wandveredler GmbH zur Vorbereitung des Österreich-Aufenthalts lief sehr unkompliziert und zielorientiert ab. Toll war auch, dass es sich um ein Projekt handelte, bei dem der Betriebsinhaber der Initiator war und mit voller Überzeugung dahinterstand. Und wenn man sieht, wie die Auszubildenden nach ihrer Rückkehr mit leuchtenden Augen von ihrem Aufenthalt erzählen, weiß man, dass es den Vorbereitungsaufwand immer wert ist“, berichtet Meys.
Nach dem Auslandsaufenthalt stand bei den drei Auszubildenden erst mal die Zwischenprüfung an. Das Training hat sich gelohnt. Die Noten stehen noch aus, aber es hat bereits positives Feedback gegeben. Pias Fazit zum Auslandsaufenthalt: „Ein Auslandspraktikum würde ich jedem Auszubildenden empfehlen, da man neue Kompetenzen, Techniken und andere Arbeitsabläufe erlernt. Und man auch auf sozialer Ebene einiges dazugewinnt, wenn man in einem fremden Land auf sich gestellt ist.“