Kammerbezirk. Die Geschäftslage im Handwerk hat sich stabilisiert. Das belegt die Frühjahrsumfrage zur Konjunktur der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. 86 Prozent der Betriebe sind mit ihrer aktuellen Situation zufrieden (Herbst 2023: 86 Prozent / Frühjahr 2023: 88 Prozent). Für das nächste halbe Jahr rechnen 85 Prozent mit einer zumindest befriedigenden Entwicklung (Herbst 2023: 73 Prozent / Frühjahr 2023: 83 Prozent). Der Geschäftsklimaindex liegt bei fast 86 Prozent. Nach turbulenten Jahren seit Beginn der Corona-Pandemie in 2020 und dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine in 2022, liegen die Parameter Einschätzung der aktuellen Lage und Erwartungen erstmals wieder dicht beieinander.
Die Konjunkturindikatoren:
- Aufträge: Bei 34 Prozent ist der Bestand gesunken, 27 Prozent konnten ihn steigern. Mit einer besseren Auftragslage im nächsten halben Jahr rechnen 33 Prozent. Die Auftragsreichweite liegt bei 8,1 Wochen (Frühjahr 2023: 9,2 Wochen), der Auslastungsgrad bei durchschnittlich 85 Prozent.
- Gesamtumsatz: Rückgänge gab es bei 30 Prozent der befragten Unternehmen, Zuwächse verzeichneten 24 Prozent. 35 Prozent erwarten bis zum Herbst Steigerungen.
- Investitionen: Zusätzlich investierten 23 Prozent der Betriebe, weniger 24 Prozent. Für das nächste halbe Jahr gehen 22 Prozent von steigenden Investitionen aus, 25 Prozent von sinkenden.
- Beschäftigte: Weiterhin rückläufig. In 22 Prozent der Unternehmen sank die Mitarbeiterzahl, bei 16 Prozent ist sie gestiegen. Bis zum Herbst planen 23 Prozent Neueinstellungen.
- Verkaufspreise: Das Preisniveau ist seit vorigem Herbst bei 57 Prozent der Unternehmen gestiegen (Frühjahr 2023: 72 Prozent), ganz besonders im Nahrungsmittelhandwerk (92 Prozent). In den kommenden sechs Monaten rechnen 40 Prozent der befragten Betriebe mit weiteren Erhöhungen.
Kammer-Präsident Berthold Schröder: „Die Stimmung unter den Betrieben des Handwerks im Kammerbezirk hat sich teilweise stabilisiert. Damit erweist sich das Handwerk einmal mehr als robuster Wirtschaftszweig. Denn nach wie vor sehen sich die Betriebe mit vielen Unsicherheiten konfrontiert. Der zunehmende Fachkräftemangel und die noch immer hohen Energiekosten sind nur einige der Unwägbarkeiten, mit denen unsere Handwerkerinnen und Handwerker umgehen müssen. Von dem auch für die gesamte Wirtschaft wichtigen Baubereich werden in diesem Jahr keine Wachstumsimpulse ausgehen. Hohe Baukosten, gestiegene Zinsen sowie wenig verlässliche Förderkulissen zeigen hier ihre Wirkung: Die Hälfte der Betriebe meldet einen Auftragsrückgang. Die gut gefüllten Auftragsbücher leeren sich nach und nach. Um die Betriebe in diesen herausfordernden Zeiten zu unterstützen, benötigen wir eine Verbesserung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit klar mittelstandsorientierten Maßnahmen, zum Beispiel beim Bürokratieabbau.“
Bauhauptgewerbe: Es gibt eine spürbare Verschlechterung. Nur noch 81 Prozent sind mit ihrer Geschäftslage zufrieden – der niedrigste Wert seit Frühjahr 2013 (80 Prozent). Und: Erstmals seit 2008 wird in dieser Gruppe die Situation schlechter eingeschätzt als in den übrigen Handwerken (86 Prozent). Primärer Grund dafür dürfte der Rückgang bei den Aufträgen sein, 50 Prozent sind davon betroffen. Zuwächse gab es nur bei 19 Prozent. Die Auftragsreichweite liegt bei 10,1 Wochen (Frühjahr 2023: 13 Wochen), der Auslastungsgrad bei 93 Prozent. Mit einer Besserung der Lage rechnen bis zum Herbst 79 Prozent der Betriebe.
Ausbaugewerbe: Die aktuelle Lage wird mit 90 Prozent auffallend gut bewertet, und das, obwohl etwa bei 35 Prozent der Auftragsbestand rückläufig war und bei 29 Prozent der Gesamtumsatz. Die durchschnittliche Auslastung beträgt 89 Prozent und die Auftragsreichweite 9,8 Wochen. 86 Prozent der Befragten gehen von einer guten Entwicklung im nächsten halben Jahr aus.
Stv. Kreishandwerksmeister Ralf Marx (KH Dortmund Hagen Lünen): „Die Betriebe im Bezirk der Kreishandwerkerschaft Dortmund Hagen Lünen sind und bleiben ein Stabilitätsanker für die Region. Trotz anhaltender Krisen sind 88 Prozent der befragten Unternehmen mit ihrer aktuellen Geschäftssituation zufrieden – dieser Wert ist höher als in den anderen KH-Bezirken. Das stimmt uns positiv für die kommende Jahreshälfte. Sorgen bereitet uns nach wie vor der Bausektor. Dort wird die Geschäftslage durch Auftragsrückgänge zusehends angespannter. Grund für diese Situation ist die gesunkene Investitionsbereitschaft der Verbraucherinnen und Verbraucher.“
Handwerke für den Gewerblichen Bedarf: Die Zufriedenheit mit der aktuellen Geschäftslage (82 Prozent) hat sich im Vergleich zum Herbst 2023 (76 Prozent) verbessert. Vor einem Jahr lag sie indes bei 90 Prozent. Umsatzrückgänge haben 35 Prozent der Befragten verzeichnet, von sinkenden Auftragsbeständen berichten 39 Prozent. Die Auftragsreichweite liegt bei 8,9 Wochen (Frühjahr 2023: 9,9 Wochen), Verkaufspreise erhöhen konnten nur 43 Prozent (übriges Handwerk: 57 Prozent). Die positiven Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind mit 77 Prozent verhaltener als bei anderen Gewerken.
KFZ-Handwerk: 94 Prozent sind mit ihrer Geschäftssituation zufrieden – so viele wie in keiner anderen Gruppe. Die Konjunkturindikatoren fallen deutlich besser aus als im übrigen Handwerk. Die Zuwächse: Umsatz (35 Prozent), Verkaufspreise (69 Prozent), Beschäftigte (22 Prozent), Auftragsbestand (36 Prozent), Investitionen (34 Prozent). Mit einer guten Entwicklung bis zum Herbst rechnen 90 Prozent der Unternehmen aus dieser Gruppe.
Nahrungsmittelhandwerke: Auch hier ist die Zufriedenheit vergleichsweise hoch – 92 Prozent der Betriebe schätzen ihre Geschäftslage gut bis zufriedenstellend ein (Frühjahr 2023: 75 Prozent / Herbst 2023: 68 Prozent). Bei den Indikatoren stechen vor allem die Zuwächse bei den Verkaufspreisen (92 Prozent), Auftragsbeständen (33 Prozent) und Investitionen (46 Prozent) hervor. 92 Prozent gehen davon aus, dass sich diese erfreuliche Entwicklung fortsetzt.
Gesundheitshandwerke: Lediglich 78 Prozent der Unternehmen sind zufrieden mit ihrer derzeitigen Lage (Frühjahr 2023: 81 Prozent / Herbst 2023: 58 Prozent). Bei den Konjunkturindikatoren gibt es im Vergleich zum übrigen Handwerk Zuwächse, teils auch deutlich (z. B. Verkaufspreise, Beschäftigte, Investitionen). Lediglich die Auftragsreichweite fällt mit 2,7 Wochen viel geringer aus als in anderen Gruppen (Durchschnitt: 8,1 Wochen). 89 Prozent glauben, dass es bis zum Herbst nicht schlechter wird.
Personenbezogene Dienstleistungen: 80 Prozent zeigen sich mit ihrer Situation zufrieden (Frühjahr 2023: 78 Prozent). Die Konjunkturindikatoren fallen mehrheitlich schwächer aus als im übrigen Handwerk, nur bei den Investitionen gab es stärkere Zuwächse. Die durchschnittliche Auslastung ist mit 71 Prozent branchentypisch sehr gering und wird nur von den Gesundheitshandwerken unterboten (70 Prozent). 88 Prozent der Befragten erwarten eine positive Entwicklung in den kommenden Monaten.
Den Konjunkturbericht Frühjahr 2024 und die Sonderumfrage (Betriebsstandorte im Handwerk) finden Sie unter: