Bei guten Rahmenbedingungen kann das Handwerk seine Potenziale noch besser entfalten und mehr zu Nachhaltigkeit, Klimaschutz, zukunftsfähiger Mobilität und zur Bewältigung des demografischen Wandels sowie der Digitalisierung beitragen. Diese Funktionen noch viel stärker zu erkennen und gezielt zu fördern, ist eine große Aufgabe in der Region Ruhr. Die Pandemie hat einmal mehr vor Augen geführt, dass das Handwerk ein stabilisierender Faktor in der Krise war und ist. Das Handwerk in der Region Ruhr stellt mit seinen 45.000 Betrieben, rund 300.000 Erwerbstätigen und den 20.000 Auszubildenden seine Zukunftsfähigkeit kraftvoll unter Beweis.
Im Rahmen des 3. Ruhr Forums Handwerk im Lokschuppen in Bottrop forderten die Spitzenvertreter des Handwerks in der Region Ruhr gemeinschaftlich Antworten der großen Parteien auf die Frage, was diese für den wirtschaftlichen Aufschwung nach der Pandemie und die Stärkung des Mittelstands tun.
Der Tenor der Forderungen des Handwerks war deutlich: Das Handwerk brauche Verfahrensbeschleunigungen, Abbau von Bürokratiehemmnissen und eine Fokussierung der Mittel. Kurzum: Das Handwerk fordert den Ruck aus der Politik.
Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster
„Corona hat die Fachkräftefrage noch mal stärker auf die Agenda gesetzt. Deswegen brauchen wir eine deutliche Offensive für und innerhalb der dualen Ausbildung – einen grundsätzlichen Richtungswechsel auf Bundesebene und einen Ruck in der Region. Das Handwerk ist zwar in der Bevölkerung hochgeschätzt, bei der Berufswahl wird aber permanent eine akademische Ausbildung als Ziel gesehen. Es braucht dringend ein Aktionsprogramm zur Stärkung insbesondere der handwerklichen Ausbildung.“
Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund
„Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig ein funktionierendes digitales Angebot in der öffentlichen Verwaltung ist. Eine neue Bundesregierung sollte daher den Ausbau einer flächendeckenden digitalen Infrastruktur entschlossen vorantreiben, damit Mittelstand und Handwerk die Chancen der Digitalisierung nutzen können. Ebenso müssen wir praxistaugliche Lösungen zur Datennutzung finden, um Marktbeschränkungen auszuschließen und Wettbewerb zu ermöglichen.“
Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf
„Die Region Ruhr darf sich nicht darauf verlassen, dass der Staat Innovation und Wachstum herbeifördern kann. Viel wichtiger ist, dass er verlässliche Rahmenbedingungen für eine quirlige, überraschende Innovationskultur
setzt. Innovation fängt da an, wo die Phantasie der Politik aufhört. Grundvoraussetzung für solche Erneuerung ist, dass die Region Ruhr zu einer Fach- und Führungskräfteschmiede wird für die physischen und digitalen Infrastrukturen, für klimaneutrale Gebäude, Mobilität und Services.“
Im Rahmen der Diskussionsrunden bezogen die Vertreter der Parteien Stellung zu den Forderungen des Handwerks:
Felix Banaszak, Landesvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen NRW
„Ein starker Staat regiert nicht in die Unternehmen hinein, sondern schafft einen verlässlichen Rahmen, der für alle gleichermaßen gilt. Das ermöglicht langfristige Planungen und sorgt für Stabilität, Chancengleichheit und unternehmerische Freiheiten.”
„Im Kampf gegen die Klimakrise ist das Handwerk einer unserer wichtigsten Verbündeten – nur mit ihm und seinem Know-How können wir unser Land klimaneutral umbauen. Das kann aber nur gelingen, wenn wir Innovationen fördern, in Zukunftstechnologien investieren und dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken.“
Matthias Hauer, Abgeordneter im Bundestag CDU/CSU
„Die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft haben unser Land erfolgreich gemacht. Deshalb setzen wir auf Vertrauen in die Menschen, auf Freiheit statt Bevormundung sowie auf Freiräume statt Gängelung“.
„Deutschland muss ein attraktiver Standort für Unternehmen bleiben. Wir brauchen für Unternehmen weniger Bürokratie und keine neuen Belastungen, um Investitionen und Innovationen zu fördern.“
Michael R. Hübner, Abgeordneter des Landtags NRW SPD
„Ein leistungsfähiger Staat ist eine Voraussetzung dafür, dass unternehmerische Freiheiten gut genutzt werden können. Wir brauchen ein gerechteres Bildungssystem, eine faire Finanzierung für die Städte, schnellere Verwaltungen und einen starken Staat, der die Grundlagen für die Wasserstoff-Transformation unserer Industrieregion fördert. Nur so lassen sich die Standortbedingungen in unserer Region verbessern, nur so werden wir mit unseren innovativen Unternehmen wieder zur Vorreiterregion.“
Prof. Dr. Andreas Pinkwart, Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen, FDP
„Das Handwerk ist mit seinen rund einer Million Betrieben das Fundament des Mittelstands und eine zentrale Säule in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Nun gilt es diese stolze Tradition fortzusetzen und die Kräfte des Handwerks in Zeiten des Fachkräftemangels freizusetzen: Durch eine leistungsfähige digitale Infrastruktur, beste berufliche Bildung und mit innovativen Ideen für einen wirksamen Klimaschutz und starke Wettbewerbsfähigkeit.“
Folgende Personen beteiligten sich zudem in Form von Videostatements:
- Martin van Beek, Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Essen
- Karola Geiß-Netthöfel – Regionaldirektorin des Regionalverbandes Ruhr
- Prof. Dr. Bernd Kriegesmann – Präsident der Westfälischen Hochschule
- Mark Möllmann, Geschäftsführer und Inhaber von Zweirad Möllmann Lünen
- Mechthild Schröder, 1. Vorsitzende des Arbeitskreises UnternehmerFrauen im Handwerk Hamm
- Alexander Steinicke, stellv. Vorsitzender der Junioren des Handwerks Landesverband NRW
- Dietlinde Stüben-Endres, Inhaberin Autohaus GLÜCKAUF Gelsenkirchen
- Bernd Tischler – Oberbürgermeister der Stadt Bottrop