Kammerbezirk. Die Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Dortmund zeigt für die zweite Jahreshälfte 2024 ein leicht verschlechtertes Stimmungsbild im Kammerbezirk. 84 Prozent der 685 Handwerksbetriebe, die sich an der Herbst-Konjunkturumfrage beteiligt haben, schätzen ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend ein. Im Vergleich zum Vorjahr ist der Wert etwas gesunken (86 Prozent). Die Erwartungen für das kommende Halbjahr liegen mit 77 Prozent merklich niedriger als noch im Frühjahr 2024 (85 Prozent). Das Geschäftsklima, berechnet als Durchschnitt aus Erwartungen und Geschäftslage, liegt mit 81 Prozent auf einem ähnlichen Niveau wie vor einem Jahr (80 Prozent).
Schwache Konjunkturindikatoren bestätigen angespannte Geschäftslage
Die Geschäftslage im Handwerk des Kammerbezirks ist merklich angespannt. Das spiegelt sich auch in den eher schwachen Konjunkturindikatoren der befragten Handwerksbetriebe wider. Weniger Betriebe gaben dabei an, Aufträge dazugewonnen als verloren zu haben. Auch beim Gesamtumsatz lag der Anteil der Betriebe, die einen Anstieg angaben, unter dem Anteil derer, die einen Rückgang verzeichneten. Ebenfalls bleiben die Erwartungen für das nächste Halbjahr eher negativ: Mehr Betriebe erwarten einen Rückgang von Aufträgen, Umsatz sowie bei den Investitionen. Das Preisniveau ist hingegen bei 41 Prozent der Betriebe gestiegen.
„Die Umfragewerte zeigen deutlich, dass die zahlreichen Krisen auch im Handwerk ihre Spuren hinterlassen haben“, sagt Handwerkskammerpräsident Berthold Schröder. „Nach wie vor leiden die Betriebe unter der Inflation, den hohen Energiepreisen und der Zurückhaltung bei Investitionen.
Fehlende Fach- und Nachwuchskräfte wirken zusätzlich als Bremsklotz. Einzig die Personenbezogenen Dienstleistungen, also Friseure oder Kosmetiker, konnten mit 82 Prozent ein Wachstum im Vergleich zum Frühjahr 2024 und zum Herbst 2023 (je 80 Prozent) verzeichnen. Sie blicken mit 93 Prozent auch besonders positiv in die Zukunft.
Wie bereits prognostiziert, spitzt sich vor allem die Lage im Baubereich weiter zu. Nur noch 80 Prozent der befragten Betriebe im Bauhauptgewerbe bewerten ihre Lage als gut oder zufriedenstellend. Das ist der niedrigste Wert seit dem Frühjahr 2013. Auch die Erwartungen für die nächsten sechs Monate sind mit 66 Prozent die schlechtesten über alle Gewerbegruppen hinweg. Es ist eine paradoxe Situation: der Bedarf nach Bauleistungen ist hoch, aber die Aufträge bleiben aus. Gemäß dem Statistischen Bundesamt wurden im Juni 2024 deutschlandweit bereits 19 Prozent weniger Baugenehmigungen ausgestellt als im Juni 2023. Im Vergleich zu 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 42,1 Prozent. Wir brauchen daher dringend eine Stabilisierung der Rahmenbedingungen für den Baubereich, wenn wir weitreichende Auswirkungen auf unsere Wirtschaft und Gesellschaft verhindern wollen.“
Viele Gewerke eher vorsichtig bei Bewertung der Geschäftslage
Während sich die Stimmungslage im Bauhauptgewerbe weiter verschlechtert hat, bleibt die Geschäftslage bei den Betrieben im Ausbauhandwerk trotz geringem Rückgang zum Vorjahr auf hohem Niveau. Mit 42 Prozent ist der Anteil an Betrieben, die ihre Geschäftslage mit „gut“ beurteilen, der höchste aller Gewerke. Für die Handwerke des gewerblichen Bedarfs zeigt sich zwar ein leichter Zuwachs zum Vorjahreswert, jedoch sind Stimmungslage und Erwartungen merklich angespannt. Das Kfz-Handwerk sieht bei der Betrachtung der aktuellen Geschäftslage einen leichten Rückgang: Einerseits hat sich die Verfügbarkeit von neuen Pkw verbessert, andererseits beeinflussen sinkende Erlöse im Zubehör- und Privatkundengeschäft die Branche negativ. Die Konjunkturindikatoren im Nahrungsmittelhandwerk zeugen von einer positiven Entwicklung der Geschäftslage.[1] Im Vergleich zum Vorjahr erholt sich auch das Gesundheitshandwerk, allerdings werden Aufträge und Umsatz durch sinkende Kaufkraft und enge Preisvorgaben gedämpft. Die personenbezogenen Dienstleistungen zeigen eine branchenuntypische Stabilisierung der Geschäftslage, die Konjunkturindikatoren liegen im Vergleich höher als im übrigen Handwerk.
[1] Anmerkung: Die Zahlen der Gewerbegruppe sind vorsichtig zu betrachten, da nur 14 Betriebe an der Umfrage teilgenommen haben.
Weitgehend ähnliches Stimmungsbild in den KH-Bezirken
Die allgemeine Stimmungslage ist in allen KH-Bezirken weitestgehend ähnlich. Während Unternehmen aus den KH-Regionen Ruhr und Hellweg-Lippe die gegenwärtige Situation etwas positiver beurteilen, zeigen sich Unternehmen aus der KH Dortmund Hagen Lünen skeptischer. Ein Blick auf die Erwartungen zeigt jedoch einige Abweichungen unter den Regionen: Die Betriebe der KH-Region Ruhr sind besonders optimistisch (82 Prozent), während die Betriebe der KH Region Hellweg-Lippe deutlich zurückhaltender auf die kommenden sechs Monate blicken (72 Prozent). Die Betriebe der KH Dortmund Hagen Lünen sind leicht besser gestimmt als im gesamten Kammerbezirk ab (79 Prozent).
Kreishandwerksmeister Christoph Knepper: „Gerade in den Baugewerken verzeichnen wir in der Hellweg-Lippe-Region eine wirtschaftlich angespannte Lage. Der ‚Ottonormalverdiener‘ kann sich durch das anhaltend hohe Zinsniveau, die Auswirkungen der gestiegenen Inflation und die hohen baurechtlichen Anforderungen den Neubau eines Eigenheimes oftmals nicht mehr leisten oder zögert seine
Entscheidung hinaus. Außerdem belastet die nach wie vor überbordende Bürokratie die Unternehmen. Hier ist ein gesamtwirtschaftlicher Kurswechsel notwendig, um die Bedürfnisse der mittelständischen Betriebe wieder ins Zentrum zu rücken und somit die Lage in vielen Gewerken wieder zu stabilisieren.“
Den Konjunkturbericht Herbst 2024 und die Sonderumfrage (Mobilität im Handwerk) finden Sie unter: