Kammerbezirk. Insgesamt sechs Unternehmensgründerinnen und Unternehmensgründer wurden im Bildungszentrum Hansemann der Handwerkskammer (HWK) Dortmund mit dem Gründungspreis geehrt.
Die HWK Dortmund und die Industrie- und Handelskammer (IHK) zu Dortmund zeichneten damit besonderes Engagement von jeweils drei jungen Mitgliedsunternehmen aus.
„Mit dem Gründungspreis sollen außergewöhnliche Leistungen anerkannt werden und Mut gemacht werden, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen“, sagte HWK-Hauptgeschäftsführer Carsten Harder. „Wir stehen in den kommenden Jahren vor vielen Herausforderungen, die wir nur mit dem Handwerk lösen können – besonders mit Blick auf die Klima- und Nachhaltigkeitswende. Dafür brauchen wir nicht nur gut ausgebildete Fachkräfte, sondern auch Unternehmerinnen und Unternehmer, die Arbeits- und Ausbildungsplätze schaffen und ihr Know-how weitergeben. Wir freuen uns, heute sechs erfolgreiche Gründerinnen und Gründer auszuzeichnen, die mit Ihrem Können und der Leidenschaft für ihren Beruf der Wirtschaft neue Impulse geben.“
IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber ergänzte: „Innovative Geschäftsmodelle, so wie wir sie heute auszeichnen, sind für unsere mittelständisch geprägte Wirtschaft ein außerordentlich wichtiger Wachstumstreiber. Die neuen Technologien, die dabei zum Einsatz kommen, sichern unseren Unternehmen vor dem Hintergrund aktueller Herausforderungen die Wettbewerbsfähigkeit im nationalen und internationalen Vergleich. Neben den Neugründungen sind es gerade erfolgreiche Unternehmensnachfolgen, die für die Stärkung des Mittelstandes eine große Rolle spielen. In den kommenden Jahren stehen tausende Betriebe vor der Übergabe. Mit unseren Weiterbildungs- und Beratungsangeboten wollen wir bei diesem Prozess eine wichtige Aufgabe übernehmen.“
Die sechs Preisträgerinnen und Preisträger haben bereits einen erfolgreichen Karrierestart gemeistert und konnten sich mit ihren Leistungen und Ideen von anderen abheben. Den Gründungspreis des Handwerks erhielten der Bochumer Tischlermeister Lars Zimmermann (GRUBENHOLZ), die Hagener Zupfinstrumentenmacherin Paulina Pruscini (Gitarrenbau Pruscini) und der Hagener Konditor Anas Namous (PISTACHIO GmbH). Den Gründungspreis der IHK erhielten Raphael Protasio (KLIP-UG) aus Hamm, Martin Gatz (GTRON Industrieelektronik GmbH) aus Lünen und Niclas Beutler (Nature Compound GmbH) aus Schwerte.
Die Preisträger des Handwerks:
Tischlermeister Lars Zimmermann
GRUBENHOLZ / Bochum
Der 30-jährige Bochumer Tischlermeister Lars Zimmermann gründete inmitten der Corona-Pandemie seinen Betrieb Anfang Mai 2020 in Bochum. Trotz der schwierigen Umstände lief das Geschäft gut an und konnte sich entwickeln. Bei der Tischlerei GRUBENHOLZ liegt das Hauptaugenmerk darauf, mit natürlichen Werkstoffen und vor allem Holz aus der Region und kurzen Lieferwegen zu arbeiten. Deshalb kaufte sich Zimmermann gleich zu Beginn der Selbstständigkeit ein eigenes Sägewerk, um auch Stämme aus der näheren Umgebung verarbeiten zu können. Neben den klassischen Tischlerarbeiten wie Einbaumöbel und Esstische, bietet das Unternehmen, in dem neben Zimmermann noch ein Geselle und zwei Auszubildende arbeiten, auch eigene Möbel und Kleinprodukte aus Holz an.
Zupfinstrumentenmacherin Paulina Pruscini
Gitarrenbau Pruscini / Hagen
Ihre Hagener Zupfinstrumentenwerkstatt mit Schaufenster gründete Paulina Pruscini Anfang November 2021. Ihr Kerngeschäft konzentriert sich auf den Neubau, Reparatur und Kunden-Service von elektrischen und akustischen Zupfinstrumenten. Das nötige Zubehör ausgewählter Marken führt sie ebenfalls. Pruscini ist eine von wenigen Zupfinstrumentenmacherinnen Deutschlands und ihr Handwerk ist trotz der Möglichkeit des schnellen Online-Konsums gefragter denn je. Das Interesse, aktiv am Bau eines Einzelstücks beteiligt zu sein das Holz auszusuchen und Entscheidungen zu treffen, ist bei Pruscinis Kunden groß. Sie bietet Handwerk zum Anfassen. In ihrem Gewerk ist Artenschutz und Nachhaltigkeit ein großes Thema, weshalb sie beim Holz stets darauf achtet, keine gefährdeten Tropenhölzer zu verwenden und ihre Kundschaft für heimische Alternativen sensibilisiert.
Konditor Anas Namous
PISTACHIO GmbH / Hagen
Vor etwa einem Jahr machte sich der 2015 aus Syrien geflüchtete Konditor Anas Namous mit seinem Geschäftspartner Ghaith Alnammous mit der Großkonditorei und Bäckerei PISTACHIO GmbH selbstständig. Namous arbeitete bereits in seiner Heimat lange Jahre als Konditor und wollte seiner beruflichen Leidenschaft nach der anstrengenden Kriegsflucht mit seiner damals schwangeren Frau und der gemeinsamen Tochter in Deutschland fortsetzen. Zunächst gelang ihm eine Festanstellung als Konditor, was ihn letztlich den Schritt in die Selbstständigkeit ermöglichte. Seitdem werden in der Konditorei täglich aufwendige handwerkliche Spezialitäten zubereitet und schnell ausgeliefert. Das wissen die Kunden zu schätzen. Rohstoffe und Lebensmittel werden bedarfsgerecht angepasst, damit nur wenig entsorgt werden muss. Mittlerweile sind fünf Mitarbeiter und zwei Praktikanten im Betrieb tätig. Auszubildende sollen bald folgen. Auch einen Online-Shop hat die Konditorei mittlerweile eingerichtet.
Die Preisträger der IHK:
Geschäftsführer Raphael Protasio
KLIP UG / Hamm
Die KLIP UG wurde im Juli 2020 durch Raphael Protasio in Hamm gegründet. Im Kerngeschäft bietet KLIP Dienstleistungen im Elektronikbereich an: von 3D‑gedruckten Spulenkörpern über den Bau von Transformatoren und das Verbauen in Gehäuse oder Schaltschränken. Weiterhin bietet das Unternehmen die Planung und Entwicklung von elektronischen Baugruppen oder Geräten an. Zudem ist sie beratend tätig im Bereich der ISO9001, EN9100 oder bei prozesstechnischen Problemstellungen. Gründer Raphael Protasio leitet das Unternehmen zusammen mit seiner Frau Anastazia Protasio. Er ist seit 25 Jahren in der Elektro-Industrie in verschiedenen Führungspositionen tätig und war zehn Jahre im Ausland. Insgesamt sind neun Vollzeitmitarbeiter und drei Minijobber angestellt. Zudem wird gerade die Ausbildereignung absolviert, um zukünftig Auszubildende einstellen zu können. Protasio engagiert sich ehrenamtlich im FabLab in Hamm und gibt Workshops im MINT-Bereich. Im FabLab wird Jugendlichen der Zugang zu MINT-Berufen nahegebracht.
Geschäftsführer Niclas Beutler
Nature Compound GmbH / Schwerte
Das in Schwerte ansässige Unternehmen Nature Compound entwickelt und produziert Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, welche ohne den Einsatz petrochemischer Rohstoffe auskommen und biologisch abbaubar sind. Gegründet wurde das Unternehmen im April 2021 vom 33-jährigen Niclas Beutler. Das Unternehmen stellt ein selbstentwickeltes Granulat her, das 1:1 als Substitut für konventionellen Kunststoff verwendet werden kann. Die Kunden müssen sich keine neuen und teuren Spritzguss- und Extrusionsanlagen anschaffen. Das Unternehmen versteht sich aber nicht nur als reinen Lieferanten von Kunststoffgranulat, sondern ebenso als Dienstleistungsunternehmen. Das Produktangebot umfasst Technologie, Ökologie und Marketingunterstützung. Nature Compound beschäftigt vier Festangestellte und drei Werkstudenten. In den nächsten zwei Jahren sollen zwölf weitere Mitarbeiter (auch Azubis) eingestellt werden. Derzeit entsteht ein neues klimaneutrales Firmengebäude im Wandhofener Bruch in Schwerte.
Geschäftsführer Martin Gatz
GTRON Industrieelektronik GmbH / Lünen
Die GTRON Industrieelektronik GmbH in Lünen wurde im November 2022 vom Vater an den Gründer Martin Gatz übergeben – ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge in der Familie. Unter der Firmierung Gatz Elektronik gibt es GTRON bereits seit 1985 in Lünen und seit 1995 am heutigen Standort im Gewerbepark Viktoria. GTRON entwickelt und fertigt individuelle Lösungen im Bereich Industrieelektronik. Hierzu gehören u.a. die Materialbeschaffung, SMD-Bestückung von Leiterplatten (sog. Surface-mounted devices, also oberflächenmontierte Bauteile), Löten, Elektromontage und das Konfektionieren von Flach- und Rundkabeln. Insgesamt arbeiten sechs Mitarbeitende für GTRON. Martin Gatz hat schon in frühen Jahren in der Firma sein Taschengeld aufgebessert und für ihn war schnell klar, dass er das Unternehmen seines Vaters übernehmen möchte. Zunächst war er für die Qualitätssicherung verantwortlich, im nächsten Schritt folgte die Leitung des operativen Geschäfts und 2022 übernahm er die Geschäftsführung.
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