Kammerbezirk. „Für das Handwerk im Kammerbezirk Dortmund war es ein durchwachsenes Jahr mit einigen Höhen und Tiefen“, bilanziert Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. Trotz Gaspreisbremse und anderen Unterstützungsmaßnahmen habe das lokale Handwerk unter den hohen Energie- und Materialpreisen sowie der anhaltend hohen Inflation gelitten. Während im Frühjahr noch 83 Prozent der Betriebe positiv nach vorne geblickt hätten, seien es im Herbst nur noch 73 Prozent gewesen.
„Die deutlich gestiegenen Finanzierungskosten lassen auch die Bautätigkeit einbrechen“, warnt der Kammerpräsident. „Aktuell werden vor allem Auftragsbestände abgearbeitet, während kaum noch neue Bauprojekte bei den Betrieben ankommen. Dabei müssten wir jetzt eigentlich kräftig in den Wohnungsbau und die energetische Sanierung investieren. Stattdessen leeren sich die Auftragsbücher. Wenn wir nicht gegensteuern, schlittern wir hier in eine echte Krise.“ Bei der Umsetzung des 14-Punkte-Plans, der auf dem Wohnungsbaugipfel im September verabschiedet wurde, sei darum jetzt Eile geboten.
Für die wichtige Rolle, die das Handwerk beim Klimaschutz und der Energiewende spiele, seien ausreichend Fachkräfte ebenfalls ausschlaggebend. Die Betriebe hätten aber nach wie vor Schwierigkeiten, offene Lehrstellen zu besetzen. Ende November seien noch 331 freie Ausbildungsplätze bei der HWK Dortmund gemeldet gewesen. Schröder: „Nachdem wir Ende 2022 ein Minus von rund 5 Prozent bei den neuen Ausbildungsverträgen eingefahren haben, hatten wir Ende November 2023 ein Plus von 1,6 Prozent. Das freut uns sehr, aber da ist noch Luft nach oben. Wir brauchen dringend einen Attraktivitätsschub für die berufliche Bildung, damit sich wieder mehr junge Leute für eine Karriere im Handwerk entscheiden. Dazu zählt unter anderem eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung. Gleichzeitig müssen wir für eine moderne Lernumgebung sorgen, um die Ausbildung weiterhin auf dem aktuellen Stand der Zeit durchführen zu können. Bei der HWK Dortmund ist darum in diesem Jahr der Startschuss für eine groß angelegte Investitionsoffensive gefallen. In den nächsten Jahren werden wir die Bildungszentren im Kammerbezirk Dortmund umfassend sanieren und modernisieren.“
Auf politischer Ebene habe es in 2023 einige Erfolge für das Handwerk gegeben. So sei die Landesförderung für die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung erneut angehoben worden, sodass sich künftig Land, Bund und Betriebe einheitlich zu je einem Drittel an den Kosten beteiligen und die Betriebe nicht mehr den größten Anteil tragen müssen. Ein weiteres Signal der Wertschätzung sei die Meisterprämie, die seit Juli für jede erfolgreich abgelegte Meisterprüfung in NRW gezahlt werde. „Meisterinnen und Meister sind die Zukunftsträger im Handwerk“, so Schröder. „Sie sind entscheidend für die Unternehmensnachfolge und -gründung und damit für den Erhalt und die Schaffung von Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Daher ist es wichtig, Anreize für die Meisterausbildung zu setzen.“
Mit Blick auf das kommende Jahr erklärt der HWK-Präsident, dass man neben der Fachkräftesicherung das Thema Nachhaltigkeit weiter im Fokus behalten werde. „In diesem Jahr ist der Nachhaltigkeitscheck, der vom NRW-Handwerk entwickelt wurde, sehr erfolgreich bei uns in Dortmund angelaufen. Bei diesem Check geht es darum, den Stand der Unternehmen beim Thema Nachhaltigkeit zu erfassen und weitere Potentiale zu identifizieren, damit darauf aufgebaut werden kann. Wir werden uns auch im kommenden Jahr damit befassen, wie wir unsere Mitgliedsbetriebe bei den steigenden Anforderungen im Bereich der Nachhaltigkeit unterstützen können.“
Darüber hinaus müsse man überbordende Bürokratie in den Blick nehmen. „Das ist vielleicht bei allen Krisen der letzten Jahre etwas ins Hintertreffen geraten, aber das Handwerk leidet stark unter diesen Belastungen“, so Schröder. Laut der jüngsten Sonderumfrage der HWK Dortmund verbringt jeder zweite Betrieb im Kammerbezirk Dortmund mehr als fünf Stunden zusätzlich pro Woche mit bürokratischen Aufgaben. 70 Prozent finden sogar, dass dadurch die Selbstständigkeit an Attraktivität verliert. „Das ist eine alarmierende Situation zu einer Zeit, in der jeder vierte Handwerksbetrieb im Kammerbezirk zur Übergabe ansteht. Wir brauchen endlich weniger und vor allem praxistauglichere Gesetze, damit Entlastungen spürbarer werden. Dafür werden wir uns einsetzen.“
In 2024 werde man sich außerdem im Rahmen der Kampagne „Starke Frauen. Starkes Handwerk.“ weiterhin mit der Gewinnung von weiblichen Fach- und Führungskräften im Handwerk befassen. Aktuell laufe noch der zweite Fotowettbewerb, der das Thema „Diversity im Handwerk“ in den Mittelpunkt rücke. Die besten Arbeiten werden Anfang März ausgezeichnet. Weitere Veranstaltungen und Aktionen rund um das Thema Frauen im Handwerk sind in Planung.
Interessierte können noch bis zum 4. Februar 2024 am Fotowettbewerb teilnehmen:
hwk-do.de/photo-award-diversity-im-handwerk/