Kammerbezirk. Die aktuellen Herausforderungen für das Handwerk standen gestern im Mittelpunkt des
Obermeistertags der Handwerkskammer (HWK) Dortmund. Kammerpräsident Berthold Schröder lud dazu
die Spitzenvertreter von Innungen und drei Kreishandwerkerschaften aus dem Dortmunder Kammerbezirk
sowie zahlreiche Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft ein.
Zu Beginn hieß der Kammerpräsident die neugewählten Obermeister willkommen und dankte ihnen für die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren. Die Selbstverwaltung der Handwerksorganisation stehe und falle mit dem Ehrenamt, daher sei man allen, die ein Ehrenamt bekleiden, zu großem Dank verpflichtet.
„In Zeiten wie diesen, in denen eine Krise auf die andere folgt, wird noch einmal ganz deutlich, wie wichtig
der Zusammenhalt innerhalb des Handwerks ist“, sagte Schröder zu Beginn seiner Rede. So machten
beispielswiese die hohe Energiekosten dem Handwerk immer noch zu schaffen. Er verdeutlichte, dass die
Unterstützungsmaßnahmen der Regierung nicht ausreichten und der Industriestrompreis nicht die Lösung
sei: „Wir brauchen auf lange Sicht bezahlbare Energie für alle, nicht nur für industrielle Großunternehmen.“
Die jüngste HWK-Konjunkturumfrage im Herbst habe gezeigt, dass die Stimmung im lokalen Handwerk
weiterhin angespannt sei und sich der Optimismus gegenüber dem Frühjahr abgeschwächt habe. Auch
würden die Betriebe stark unter überbordender Bürokratie leiden. Laut einer Sonderumfrage der HWK
verbringe jeder zweite Betrieb im Kammerbezirk Dortmund mehr als fünf Stunden zusätzlich pro Woche
mit bürokratischen Aufgaben, so Schröder.
„Der Mehraufwand durch bürokratische Aufgaben bedeutet für die Mehrheit der Befragten weniger Zeit
für die Bearbeitung von Aufträgen und auch längere Wartezeiten für Kunden.“ Der Kammerpräsident
plädierte daher für weniger und praxistauglichere Gesetze, damit Entlastungen spürbarer werden.
Große Sorgen bereite Berthold Schröder derzeit der Bausektor. Die hohen Preise sorgten dafür, dass die
Nachfrage nach Bauleistungen immer mehr einbreche, obwohl neue Projekte eigentlich dringend benötigt würden, so der Zimmerermeister: „Sei es beim Wohnungsbau oder der energetischen Sanierung.
Stattdessen leeren sich die gut gefüllten Auftragsbücher. Wenn wir nicht gegensteuern, schlittern wir hier
in eine echte Krise.“