Ruhr-Handwerk unter Druck – Rezession und Baukrise drücken Stimmung

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer (HWK) Dortmund © Marcel Kusch / Handwerkskammer Dortmund

Das Handwerk in der Region Ruhr steht im Herbst 2023 unter dem Eindruck der gesamtwirtschaftlichen Rezession, der hohen Energiepreise und der sich zuspitzen Baukrise. Unter diesen negativen Vorzeichen fällt das Geschäftsklima gegenüber dem Frühjahr um 15 Punkte auf einen Wert von 103 und hält sich nur knapp im positiven Bereich. Dabei ergibt sich eine Spreizung zwischen Lage- und Zukunftseinschätzung. 85 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut oder befriedigend, nur 15 Prozent als schlecht. Allerdings geht ein knappes Drittel von einer Verschlechterung in den nächsten sechs Monaten aus. Ein gleiches Bild zeigt sich beim Umsatz: Die aktuelle Lage ist weitgehend stabil, die Aussichten haben sich hingegen spürbar eingetrübt.

„Das Handwerk in der Region Ruhr bewegt sich derzeit in einem äußerst schwierigen Umfeld. Zwar ist die aktuelle Lage noch weitgehend stabil. Viele Betriebe – insbesondere aus der Bauwirtschaft – zehren von alten Auftragsbeständen“, erklärte der Dortmunder Handwerkskammerpräsident Berthold Schröder. „Gleichzeitig ist vor allem im Lebensmittelhandwerk und Gesundheitsgewerbe die aktuelle Situation vor dem Hintergrund der hohen Energiepreise und inflationsbedingter Kaufzurückhaltung bereits sehr angespannt.“ Und es fällt auf: Die Erwartungen für die nächsten sechs Monate sind in allen Gewerbegruppen einhellig negativ. Das gilt besonders für die handwerkliche Bauwirtschaft (Bauhaupt- und Ausbaugewerbe), zu der mehr als die Hälfte der Handwerksbetriebe in der Region Ruhr gehört.

„Die Baubetriebe blicken mit großer Sorge in die Zukunft. Die drastisch eingebrochene Zahl an Baugenehmigungen und Braukreditvergaben wird mit Verzögerung auch in den Auftragsbüchern unserer Betriebe ankommen“, so Schröder. „Ohne eine Kehrtwende droht ein nachhaltiger Beschäftigungsabbau, den wir uns mit Blick auf die großen Ziele im Wohnungsbau und bei der Infrastrukturerneuerung nicht leisten können. Deshalb ist es gut, dass die Bundesregierung nun mit einem Maßnahmenpaket zur Stabilisierung des Bausektors gegensteuert. Die Landesregierung muss jetzt aber auch ihren Teil beitragen, etwa über den Verzicht auf eine Rohstoffabgabe und die Absenkung der Grunderwerbsteuer“, forderte Schröder.

Gleichzeitig mahnte der Dortmunder Kammerpräsident eine weitere Verstärkung der Maßnahmen zur Fachkräftesicherung durch das Land NRW an. „Die Gewinnung und Sicherung von Fachkräften ist und bleibt eine der zentralen Zukunftsherausforderungen des Handwerks. Die Landesregierung geht mit der Fachkräfteoffensive in die richtige Richtung. Ein nächster konsequenter Schritt wäre die Festschreibung der Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung in der Landesverfassung, um den beruflichen Bildungsweg nachhaltig zu stärken“, so Schröder. „Es sind beruflich ausgebildete Gesellinnen und Meister, die die Transformation der Region Ruhr in der Praxis umsetzen.“

 

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Die Handwerksorganisationen in der Region Ruhr – die drei Handwerkskammern Dortmund, Düsseldorf und Münster sowie zehn Kreishandwerkerschaften – haben sich 2018 in der Arbeitsgemeinschaft „Handwerk Region Ruhr“ zusammengefunden, um ihre politischen Positionen gemeinsam und auf regionaler Ebene zu vertreten. Das Handwerk in der Region stellt mit seinen 45.000 Betrieben, rund 300.000 Erwerbstätigen und den 20.000 Auszubildenden seine Zukunftsfähigkeit kraftvoll unter Beweis.